Interessantes aus Wissenschaft und Forschung

AKTUELL  |  ARCHIV  |  KONTAKT
 

 
Renaturierung von Trockenrasen
Umgebung entscheidet über den langfristigen Erfolg


(umg.info 2015_05) Die Wiederherstellung – oder Renaturierung – artenreicher Lebensräume ist kein einfaches Unterfangen, das gilt auch für Trockenrasen. In den meisten Fällen erfolgt eine Ansaat mit Handelssaatgut. Welchen Einfluss hat aber das verwendete Saatgut auf den Erfolg der Renaturierung? Diese Frage untersuchten Wissen­schaftler in den Weißen Karparten in Tschechien.

Prach et al (2015) verglichen die Vegetationsentwicklung unter­schied­lich begrünter Flächen: Ansaat mit einer herkömmlichen, artenarmen Klee-Gräser-Mischung; Ansaat mit einer artenreichen, regionaltypischen Saatgutmischung; sich selbst überlassene Flächen ohne Ansaat. Zudem analysierten sie die Flora der noch vorhandenen Trockenrasen in der Umgebung. Da es unmöglich ist, auch mit den besten Saatgutmischungen das komplette Artenspektrum eines Trockenrasens auszubringen, konzentrierten sie sich auf cha­rak­ter­is­tische Arten, die nicht in den Saatgutmischungen enthalten waren. Mit einem überraschendem Ergebnis: Nach einem Zeitraum von etwa 30 Jahren ließen sich kaum mehr Unter­schiede zwischen den unter­schiedlich begrünten Flächen feststellen. Entscheidender Faktor für die Etablierung der gewünschten Zielarten war das Vorkommen dieser Arten in der umgebenden Landschaft. Auf den mit einer re­gional­typisch­en Mischung begrünten Flächen konnten sich die Zielarten zwar deutlich früher etablieren als auf den anderen Flächen, mit zunehmender Zeitdauer treten aber auf allen Flächen immer mehr typische Trockenrasenarten auf. Trotzdem ließen sich aber ins­ge­samt nur rund 40 % aller 108 Zielarten in den Renaturierungsflächen nachweisen.
Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Saatgutmischung nur in den ersten Jahren von Bedeutung ist. Mit zunehmender Zeitdauer ist die Artausstattung der Umgebung, die die spontane Ansiedlung typischer Arten bestimmt, der ausschlaggebende Faktor für den Er­folg der Renaturierung. Aber selbst wenn ein entsprechender Arten­pool in der Landschaft vorhanden ist, dauert es dennoch sehr lange – mehrere Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte – bis sich die vollständige Artengarnitur wieder etabliert hat.


Prach, K., Fajmon, K., Jonepierová & Rehounková, K. (2015): Landscape context in colonization of restored dry grasslands by target species. Applied Vegetation Science 18 (2): 181-189


Weitere Infos:
Da gerade kostengünstige Saatgutmischungen zudem im Gebiet eigentlich nicht vorkommende Arten enthalten (vgl. Englmaier 2009) oder die in Saatgutmischungen enthaltenen Arten manchmal gene­tisch verarmt sind, sollte naturnahen Begrünungsmethoden durch Mähgutübertragung oder Begrünung mit Heublumen aus der Um­ge­bung vermehrtes Augenmerk geschenkt werden.

Englmaier, P. (2009): Die Ansaat borstblättriger Schwingelarten (Festuca ssp.): Naturnahe Begrünung oder Florenverfälschung? Gredleriana 9: 61-82
Naturnahe Begrünungen und Genetik. Ein unterschätzter Faktor bei Ansaaten


Keywords: Trockenrasen, Begrünung, Ansaat, Renaturierung
 

 


© UMG Umweltbüro Grabher | Marktstraße 18d, A-6850 Dornbirn
T +43 (0)5572 40745 | office@umg.at | www.umg.at